Mit den Augen eines Engels

Eine der bekanntesten, wenn nicht sogar der bekannteste Weihnachtsfilm ist „It’s a wonderful life“ mit Jimmy Steward. Er handelt von einem Menschen, der seine eigenen Interessen immer für andere zurückstellt. Dann passiert ein Mißgeschick, durch einen dummen Zufall, droht er das, wofür er sich aufgeopfert hat, das Geschäft seines Vaters, auch noch zu verlieren. Nun war scheinbar alles umsonst. Er kommt sich vor wie ein totaler Versager. Das Schicksal hat ihm übel mitgespielt. Das Märchen von dem guten Menschen, das alles hergibt und dafür am Ende mit Sterntalern belohnt wird, bewahrheitet sich nicht. Ganz im Gegenteil. Als kompletter Looser will der Held des Films seinem Leben ein Ende setzen. Alles war umsonst.

Doch dann geschieht ein Wunder. Ein Engel erscheint und erfüllt ihm den Wunsch, die Welt zu sehen, wie sie gewesen wäre, wenn es ihn nie gegeben hätte. Er, der von sich selbst glaubt, daß er ein totaler Versager ist, erhält die Chance, sich und sein Leben neu zu sehen. Wie nicht anders üblich in Hollywood ist dieser Perspektivenwechsel sehr bewegend und endet am Schluß mit einem Happy-End.

Jeder Mensch wünscht sich so ein Happy-End. Jeder träumt von einer Familie und Menschen, die ihm in der Not zur Seite stehen. Wahre Freunde. Sie sind der eigentliche Reichtum und wofür es sich zu leben lohnt. Tief im Herzen weiß jeder Mensch, daß es im Leben nicht um wirtschaftlichen Gewinn geht. Es ist schön Karriere zu machen, Orden zu erhalten und ein Geschäft aufzubauen. Doch das zählt alles hat am Schluß keinen Wert mehr.

Was Frank Capra in seinem Film beschreibt ist die Erfahrung, die viele Menschen bestätigen, die ihren Lebensabend erleben oder mit anderen sprechen, die auf ein langes Leben zurückblicken. Das, was früher so wichtig erschien und wofür man so viel Zeit und Energie aufgewandt hat, ist eigentlich zweitrangig. Man hat sich blenden lassen. Vielleicht sogar von den Sternen seines Lebens.

Es ist nicht einfach zu verstehen, was wichtig ist und wer man wirklich ist, wenn einem täglich ein Zerrspiegel vorgehalten wird. Applaus bekommt, wer aufsteigt. Großartige Erfindungen und grenzenloser Reichtum stehen für Lebenserfolg und Glück. Das ist greifbar. Was sich im Herzen eines alten Mannes oder einer alten Frau wirklich abspielt nicht. Dafür braucht es ein Wunder oder einen wunderbaren Film.

Wer sich besser fühlen und sein Leben hinterfragen will, sollte sich diesen Film ansehen. Danach kann er sich die Frage stellen, wie würde die Welt ohne ihn aussehen. Im ersten Schritt kann man sich fragen, was vermutlich nicht in die Welt gekommen wäre, hätte man nicht gelebt. Als nächstes sollte man den Fokus bewußt auf das legen, was einem gelungen ist. Als letztes schließlich darf man sich wieder Zeit für die Menschen nehmen, die einem ans Herz gewachsen sind. Beziehungen heilen. Wenn man sich bewußt macht, welche guten Beziehungen man hat oder hatte, und mag es auch nur eine einzige gewesen sein, so heilt das alle Enttäuschung, die durch das Vorgaukeln materieller Ziele in die Scheinwelt kommt. Und was ist, wenn man eine solche Beziehung nicht hat? Dann hat man eine Aufgabe und eine zweite Chance. Genau wie James Stewart.

Wer möchte kann sich an der Erinnerung an einen liebgewonnenen Menschen wärmen und anschließend seinen Terminkalender checken. Vielleicht wird das eine oder andere daraus verschwinden und das, was im Leben wirklich wichtig ist, an Priorität gewinnen. Das wäre kein Wunder, aber doch wunderbar. Mit etwas Abstand auch ein Wundervolles Leben.

Über Innere-Staerke

Dipl.-Psychologe und Spezialist für Stressmanagement und Soziale Kompetenz. Teamtrainer und Berater in Personalentwicklung und Personaldiagnostik. Gründer von Innere Stärke Trainings und Coachings und Personalentwicklung3000
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