Unentschiedene leben länger

Laut einer aktuellen Studie der Hochschule Koblenz sterben olympische Goldmedaillengewinner deutlich früher als andere Menschen. Sieger sterben früher. Sport und hohe Leistungsorientierung sind offenbar kein gutes Rezept, wenn man viel Zeit mit seinen Enkelkindern verbringen will. Es ist fraglich, ob dieser Befund auf andere Lebensbereiche zu übertragen ist, doch die Vorstellung ist herausfordernd. Was, wenn man sich den Erfolg, mit einem frühen Tod erkauft?

Manch einer wird sagen, das sei die Sache wert. Nur wenigen ist es vergönnt, im Rampenlicht zu stehen. Diese Ausnahmeposition bekommt man eben nicht umsonst. Das Zahlmittel ist Zeit. Womöglich zahlt man aber auch noch in anderer Art und Weise drauf.  Wie sieht es mit den sozialen Kontakten der Sieger aus?

In ihrem Bestseller „Fünf Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“ von Bronnie Ware erzählen Menschen immer wieder, daß sie besser mehr Zeit mit ihren Lieben verbracht hätten. Der berufliche Erfolg scheint im Rückblick tatsächlich eine untergeordnete Rolle zu spielen. Die Liebe zählt. Liebe aber braucht Zeit. Gerade in dieser schwierigen Zeit, in der man seine Lieben nicht ohne weiteres besuchen kann, wird deutlich, worauf es wirklich ankommt. Telefonieren und Videochatten ist nicht das gleiche wie sich in den Arm zu nehmen. Am Ende wird man genau das vermissen.

Es ist nicht wichtig, ob man schneller läuft als jemand anderes. Es ist nicht wichtig, ob man ein schöneres Haus besitzt. Es spielt keine Rolle, wieviel Geld man auf dem Konto hat. Es mag einem Sicherheit geben, doch vielleicht ist gerade diese Sicherheit trügerisch. Ähnlich dem Applaus der Massen, den hymnischen Schlagzeilen oder der Beförderung. All das befriedigt das Ego, doch das Ego findet keine Liebe.

Im Leben wird man vor die Wahl gestellt. Man kann sich für den Erfolg entscheiden oder für die Liebe. In glücklichen Ausnahmesituationen kommt beides zusammen. Oder man definiert Erfolg neu. Unabhängig von den Kriterien, die die Gesellschaft anbietet. Das könnte wegführen von der Leistungsgesellschaft und hin zu einer Lebensgemeinschaft.

Sieger sterben früher. Länger leben Verheiratete. Jack Welch meinte einmal, Work-Life-Balance seine eine Illusion, man muß sich entscheiden.  Vielleicht hat er Recht. Wenn es Konflikte gibt, kann man versuchen, einen Kompromiß zu finden. Das bedeutet, daß beide Seiten etwas abgeben und keiner das bekommt, war er ursprünglich wollte. Am Schluß nützt dieser Ausgleich beiden. Doch ein Unentschieden ist eben kein Sieg. Unentschiedene leben länger. Was für eine Empfehlung soll das sein? Eine für das Miteinander, weniger Arbeit, mehr Liebe. Work-Love-Balance für die goldene Hochzeit anstatt die Goldmedaille.

Über Innere-Staerke

Dipl.-Psychologe und Spezialist für Stressmanagement und Soziale Kompetenz. Teamtrainer und Berater in Personalentwicklung und Personaldiagnostik. Gründer von Innere Stärke Trainings und Coachings und Personalentwicklung3000
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