Lalaland wird Blablaland wird Lalaland

Reden ersetzt zur Zeit gerade die Berührung. Auf Distanz von 1,5 Metern kann man immer noch gut eine Unterhaltung führen, miteinander tanzen ist dagegen nicht so einfach. Deutschland, ja die ganze Welt, wird gerade zum Blablaland. In den Medien reden die Kommentatoren. Selbst die Bundeskanzlerin wendet sich zum ersten Mal außerhalb der Neujahransprache an die Nation. Eines kann man dem Virus sicher nicht vorwerfen: Eine Kommunikationssperre. Mag auch die soziale Nähe durch die Distanz bedroht sein, das Reden und die Kommunikation auf allen Kanälen, den der Berührung ausgenommen, hat Hochkonjunktur. Das, was Psychologen, Soziologen und alle anderen Gutmenschen seit Jahrzehnten fordern ist endlich wahr geworden, man redet wieder miteinander. Die ganze Welt ist ein einziges Blablaland.

Reden und Zuhören sind in der Tat wunderbare Mittel, um Menschen zu verbinden. Wer redet, schlägt sich weniger den Kopf ein. Vielleicht ist es am Ende ein lebensbedrohliche Krankheit, die die Menschen lehrt, wieder anders miteinander umzugehen und friedvoller miteinander zu leben.

Bereitwillige Gesprächspartner gibt es auch genug, denn in der Not kommuniziert der Mensch gern. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Kaum etwas ist so beschwerlich, wie ein negatives Gefühl bei sich behalten zu müssen. Wer Wut oder Enttäuschung in sich wahrnimmt und die Chance hat, dieses Gefühl mit einem anderen zu „teilen“, fühlt sich danach erleichtert. Beobachtungen über die Belastungen in Call-Centern belegen, wie gesund es sein kann, den Ärger über einen frechen Kunden einfach auszusprechen. Sitzt dann ein netter Kollege neben einen, der Verständnis zeigt und eventuell sogar noch ein aufmunterndes Wort findet, ist die negative Emotion auch schnell wieder verschwunden. Sobald einem zugehört wird und man sich nicht allein fühlt mit seiner Belastung, geht es einem besser.

Manch einer muß sich überwinden, um seine Gefühle zu teilen. Frauen sind dazu angeblich besser in der Lage als Männer. Sie werden zu Empathie und Verständnis erzogen und sind daher prädestiniert, in der Krise die emotionalen Anführerinnen zu sein. Männer packen, sagt man, gerne an. Ihnen soll es nicht so leichtfallen, sich anderen zu öffnen und über ihre Befindlichkeit zu sprechen. Sie greifen dafür lieber zur Flasche.

Vielleicht regen die Probleme nun aber auch an, daß Männer wie Frauen ihren Horizont erweitern. Es wäre sicherlich ein Fortschritt für das Miteinander, wenn Menschen auf Dauer mehr in die Kommunikation und weniger in die Verdrängung gingen. Reden hilft. Auf Dauer besser als Alkohol, Fernsehen und jede andere Droge, das Internet eingeschlossen.

Noch einen Vorteil bietet die Corona-Krise. Sie liefert den perfekten Vorwand, um wieder mit Menschen zu sprechen, zu denen der Kontakt abgebrochen war. Ein beliebter Tip von Netzwerkern lautet: Nutze allgemeine Feiertage oder Geburtstage, um alte Kontakte aufzufrischen. Das wirkt unverfänglich und wahrt das Gesicht, selbst wenn die andere Seite kühl bleibt. Heutzutage kann man sich bei alten Freunden und fernen Verwandten vollkommen problemlos melden, um zu fragen, wie es ihnen mit der schwierigen Lage geht. Corona ist ein Trigger, um wieder miteinander ins Gespräch zu kommen. Am besten man macht sich eine Liste von all den Menschen, die man einst kannte und überlegt sich, wen man eventuell gerne wiedertreffen möchte. Aus dieser Rangfolge kann mühelos eine kleine To-Do-Liste für Stunden der Langeweile werden, aus der sich langfristig sehr unterhaltsame alte neue Beziehungen entwickeln können.

Wie uns der Film Lalaland zeigt, muß man auch keine Angst vor anfänglichen leichten Konflikten haben. Menschen müssen sich nicht immer und überall verstehen. Unterschiedliche Menschen, unterschiedliche Meinungen. Viele Ideen. Was sie allerdings tun sollten, ist miteinander reden. In Hollywood entsteht aus Ärger und Konflikt ein Tanz und am Ende Liebe. Man muß sich von einem aufgefrischten Kontakt auch nicht zu viel versprechen. Träumen ist allerdings erlaubt in Lalaland, bzw. Blablaland.

Über Innere-Staerke

Dipl.-Psychologe und Spezialist für Stressmanagement und Soziale Kompetenz. Teamtrainer und Berater in Personalentwicklung und Personaldiagnostik. Gründer von Innere Stärke Trainings und Coachings und Personalentwicklung3000
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