Bären hamstern

Was machen kleine Kinder, wenn sie sich traurig und einsam fühlen? Sie greifen zum nächsten Kuscheltier und knuddeln es. Diese bewährte Strategie mit Frust umzugehen, könnte während der neuen Normalität, die eigentlich eine neue Verrücktheit ist, eine Renaissance erleben, auch und gerade bei Erwachsenen.

Die Abstandsregeln gelten nach wie vor und es ist ratsam, Mitglieder einer Risikogruppe oder andere Menschen mit Verdacht auf eine Corona-Infektion nicht zu umarmen. Die neue Vernunft in Bezug auf die Ansteckung setzt natürlich nicht das natürliche Bedürfnis nach Körperkontakt außer Kraft, das jeder Mensch seit Geburt in sich trägt. Es ist also notwendig, zumindest kurzfristig Alternativen zu entwickeln, um Streß abzubauen und sich wieder wohl zu fühlen.

Ökologisch angehauchte Experten raten dazu, Bäume zu umarmen. Seitdem Peter Wohlleben in seinem Bestseller „Das geheime Leben der Bäume“ aufzeigte, daß der Wald tatsächlich ein lebender Organismus ist, dessen Bestandteile kommunizieren und zu gefühlsähnlichen Reaktionen in der Lage sind, erscheint diese Idee nicht mehr absurd. Die Zärtlichkeit der Bäume kann tatsächlich die Gesundheit der Menschen bewahren, wie in vielen Studien belegt wurde. Waldbaden ist noch immer ein heißer Trend. Wer regelmäßig im Wald spazierengeht, stärkt sein Immunsystem. Es ist also empfehlenswert, Bäume zu knuddeln und der Effekt ist dem einer Umarmung nicht unähnlich. Es ist aber trotzdem nicht das gleiche. Bäume sind verhältnismäßig hart und kühl im Vergleich zu einem geliebten Menschen. Die Körperwärme ist es aber gerade, die ein wichtiger Signalgeber für das Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit bedeutet.

Wo die Natur keine Lösung parat hat, hilft vielleicht die moderne Technik. Es soll T-Shirts geben, die dank der eingebauten Technik in der Lage sind, das taktische Gefühl bei einer Berührung und die damit verbundene Wärme zu simulieren. In einer Zeit, in der Omas zoomen könnte das Schmuse-T-Shirt eine Lösung sein. Mit dem Eau de Toilette des Partners besprüht könnte das der Beginn einer wunderbaren Freundschaft werden.

Wer auf etwas Lebendiges nicht verzichten will, hat die Chance, sich ein Haustier zuzulegen. Auch für diese Empfehlung gibt es gute wissenschaftliche Befunde. Ältere Menschen, die ein Haustier besitzen, um das sie sich kümmern können, leben länger. Hundebesitzer sind nicht nur gesünder, weil sie öfter an die frische Luft gehen, sie sind auch glücklicher, da sie einen Ansprechpartner haben und über diesen häufig andere Hundebesitzer kennenlernen. Es ist ratsam aus medizinischer und psychologischer Sicht, sich ein Haustier zuzulegen. Mit dem intensiven Umarmen sollte man trotzdem vorsichtig sein. Man hat schon gehört, daß mancher Kater und der eine oder andere Bulldog allergisch darauf reagieren.

Bleibt also noch das Anfangs erwähnte Kuscheltier. Es riecht so wie man sich das wünscht. Es läßt sich Tag und Nacht ans Herz pressen und wird nie Widerwillen zeigen. Oft hat es auch große treuherzige Augen, was einen Elterninstinkt weckt. Die Geborgenheit, die man gibt, kehrt zu einen zurück. Am Morgen, am Nachmittag, ja sogar nachts. Sie macht das geräuschlos, gefahrlos und so flexibel, wie es das Material auf Dauer zuläßt.

Es ist also Zeit für Kuscheltiere. Nur Leider sind die Regale in den Kaufhäusern längst leergekauft und die Online-Kaufhäuser weisen Lieferfristen von über einem Monat aus. Deutschland vermißt seine Kuscheltiere wie nie zuvor. Der Teddybär ist das neue Klopapier. Das eben skizzierte Szenario ist frei erfunden und selbstverständlich vollkommen unrealistisch. Angesichts einer neuen Verrücktheit sollte man aber nicht unbedingt darauf setzen, daß es so bleibt. Aber bitte keine Bären hamstern. Ein oder zwei Kuscheltiere pro Nacht reichen vollkommen.

Über Innere-Staerke

Dipl.-Psychologe und Spezialist für Stressmanagement und Soziale Kompetenz. Teamtrainer und Berater in Personalentwicklung und Personaldiagnostik. Gründer von Innere Stärke Trainings und Coachings und Personalentwicklung3000
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