Die Särge von Sans Souci

Wer schon einmal im Winter durch den Park von Sans Souci in Potsdam gewandelt ist, kennt sie. Dort wo normalerweise Statuen den Spaziergänger zuwinken, stehen jetzt Holzkästen. Sie haben die Kunstwerke über die kalte Jahreszeit in Quarantäne genommen, damit sie bei der rauhen Witterung keinen Schaden nehmen. Was man dem Blick entzieht, gewinnt aber um so mehr Interesse und Aufmerksamkeit.

Wenn dann der Frühling naht, sind sie wieder da und der Garten erstrahlt in seiner ganzen Pracht. Natur und Kunst im Einklang. Doch auch die Verhüllung hat seinen Reiz, wie jeder weiß, der die Werke des Künstlerpaars Christo kennt. Manchmal ist es gerade das Verbergen und Verstecken, der Entzug des Alltags, der uns aufmerksam und achtsam für unsere Umwelt machen kann. Wer kennt nicht die Erfahrung, daß man gute Freunde oder auch die große Liebe, besonders zu schätzen weiß, wenn sie gefährdet ist.

Menschen sind auch bis zu einem gewissen Grad Gewohnheitstiere. Mit der Fähigkeit zu adaptieren kommt man hervorragend durch schwierige Zeiten. Andererseits kann sie auch zum Nachteil gereichen, wenn man vergißt, daß es hinter dem Vorhang noch mehr gibt. Hinter den Holzkisten schlafen Schätze. Und auch die Überwindung von alten Gewohnheiten kann Schätze zutage fördern.

Wer bisher regelmäßig ins angestammte Fitneßstudio gegangen ist und jetzt vor verschlossenen Türen steht, entdeckt das Joggen in der Natur für sich vielleicht wieder neu. Wer sich seinen Döner nach Feierabend beim Imbiß an der Ecke geholt hat, übt sich neuerdings im Kochen und ist verblüfft, wie viele hilfreiche Webseiten es dafür gibt.

Die Unterbrechung einer Gewohnheit ist auch immer ein kleiner Schock. Im ersten Moment ist man frustriert und in einem meldet sich Reaktanz, ein Gefühl der Aggression und des Widerwillens. Menschen versuchen üblicherweise, Widerstände zu überwinden. Kreativ werden sie oft erst, wenn ihnen die üblichen Türen verschlossen bleiben. Genau darin besteht auch ein Motivationstrick, wie ihn Arnold Schwarzenegger gerne weitergibt. Sein Motto lautet: „Kein Plan B!“ Erst wenn man zum Erfolg gezwungen wird, nutzt man all seine Ressourcen. Erst dann verläßt man die Komfortzone und wächst. Arnold meint sicherlich nicht nur seinen Bizeps.

Die Holzsärge von Sans Souci wecken unsere Fantasie im Winter des Lebens. Die Zeiten mögen auf den ersten Blick trostlos wirken, in Wahrheit sind sie voller Geschichten vom Frühling, eines Frühlings, der im Jahr 2020 vielleicht erst im Herbst beginnt.

An Karfreitag beginnt eine besondere Zeit der Einkehr. Alles scheint verloren. Die Welt voller Holzkisten. Doch es gibt keinen Plan B. In drei Tagen oder schon heute, kann man mit etwas Fantasie die Zeichen des Frühlings erkennen. „Sorgt euch nicht um morgen, denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen.“ Es ist die Zeit für einen Spaziergang in Sans Souci (Französisch für Ohne Sorgen). Und sei es nur in der Fantasie.

Über Innere-Staerke

Dipl.-Psychologe und Spezialist für Stressmanagement und Soziale Kompetenz. Teamtrainer und Berater in Personalentwicklung und Personaldiagnostik. Gründer von Innere Stärke Trainings und Coachings und Personalentwicklung3000
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