Der Spiegel der Lösungen

Der so genannte Rohrschach-Test ist unter naturwissenschaftlich orientierten Psychologen höchst umstritten. Angeblich erlaubt er einen Blick in das Unbewußte der Menschen. Sie interpretieren Tintenkleckse und der Experte interpretiert ihre Interpretation. So kann man verdrängten Motivationen und Konflikten auf die Spur kommen, meinen die Anhänger dieses projektiven Verfahrens.

Bei aller Skepsis ist die Idee interessant und besitzt durchaus Logik. Es sind die Interpretationen, also das, was man individuell wahrnimmt, nicht die Tintenkleckse, die einen Rückschluß auf die Psyche und die Persönlichkeit ermöglichen. Je nach der inneren Verfassung sieht man seine Umwelt unterschiedlich und die Berichte darüber verraten indirekt, was sich in einem abspielt.

Wer eher positiv und selbstbewußt gestimmt ist, nimmt die Welt anders wahr als jemand, der hadert und sich hilflos fühlt. Beide hören und sehen vielleicht dieselben Nachrichten. Doch während für den einen das Glas halbvoll ist, erscheint es dem anderen halbleer. Der Mensch projiziert seine innere Befindlichkeit, seine Ängste und Zweifel, aber auch seine Träume und Visionen, auf das, was er in der Welt wahrnimmt. Seien es Tintenkleckse oder moderne Kunst. Wortfetzen, die man im Vorbeigehen aufschnappt oder ein Baum, den man von einer Parkbank aus betrachtet. Der Mensch gibt sich über seine Wahrnehmung in die Dinge. Er spiegelt sich darin.

Das Auge kann sich nicht selbst betrachten und auch dem Menschen fällt es oft schwer ohne Spiegel zur Einsicht über sich selbst zu gelangen. Solche äußeren Spiegel, meint die humanistische Psychologie, sind unerläßlich, um sich selbst besser zu verstehen. Im Idealfall helfen sie dem Menschen sogar, Dinge zu erkennen, die ihm scheinbar auf die Stirn geschrieben sind. Manchmal soll es sich dabei um Lösungen für Probleme handeln, an denen man bisher fast verzweifelt ist.

Spiegel können helfen, Antworten und Lösungen zu finden. Dieser Spiegel kann ein Tintenklecks sein, ein Spruch aus einem Weisheitsbuch oder ein Kritzelei, daß man beiläufig hinwirft. Wer gerade keinen Tintenklecks zur Hand hat, kann also einfach ein Blatt Papier nehmen, an ein ungelöstes Problem denken und dann einfach drauf los malen. Je spontaner um so besser. Das Kind in einem darf sich austoben. Wildheit ist erlaubt. Vielleicht findet man die Antwort in seinem Werk nicht sofort. Bei unkonventionellen Lösungsübungen ist es auch immer gut, sich etwas Zeit zu geben. Nach dem Schöpfungsakt darf man sich eine Pause gönnen. Es ist gut, eine Nacht darüber zu schlafen. Wenn man nach dieser Inkubationszeit auf sein Werk blickt und dabei die Frage mitdenkt, auf die man eine Antwort sucht, erkennt man nicht selten einen überraschenden Hinweis in den Strichen, Farben und Formen, die angeblich so achtlos hingeworfen wurden. Erst hat das Verborgene gewirkt, nun kann man es mit etwas Abstand entschlüsseln und seine Botschaft praktisch nutzen. 

Selbst naturwissenschaftlich orientierte Psychologen wie Dipl.-Psych. Thomas Lang nutzen den Ansatz der projektiven Problemlösung in Coachings und Trainings erfolgreich. Weitere Spiegel und Inspirationen finden sich in der Rubrik News und Tips Überblick.

Über Innere-Staerke

Dipl.-Psychologe und Spezialist für Stressmanagement und Soziale Kompetenz. Teamtrainer und Berater in Personalentwicklung und Personaldiagnostik. Gründer von Innere Stärke Trainings und Coachings und Personalentwicklung3000
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